René Freunds eindrucksvoller Reisebericht vom Jakobsweg lässt den Leser ein außergewöhnliches Abenteuer und physische wie psychische Grenzerfahrungen miterleben.
Herbe Landschaften und liebliche Gegenden, karge, weite Landstriche ohne Brunnen, ohne Dorf, dann wieder pittoreske Orte – 1500 Kilometer lang ist der Fußweg von Mittelfrankreich nach Santiago de Compostela, der mythische Jakobsweg oder Camino de Santiago. Die zweimonatige Wanderung, die René Freund in einem sehr persönlichen Tagebuch nachzeichnet, bedeutet emotionale Wechselbäder von euphorischem Glücksgefühl über die Faszination der Landschaft und das Hinauswachsen über die eigenen Kräfte bis hin zu der Wut über den „Masochismus“, der einen treibt, und zu physischen wie psychischen Krisen. Die Motivation der Menschen, sich diesen Strapazen zu unterziehen, hat vielerlei Gestalt: sich selbst zu finden oder an einem Scheideweg im Leben zum richtigen Entschluss zu kommen, Gott zu suchen oder auch die Frau fürs Leben, an die eigenen Grenzen zu gehen oder vielleicht auch einfach nur Paulo Coelhos Spuren zu folgen.
René Freunds Perspektive, die durchaus keine katholische ist, vereint die Objektivität des aufmerksamen Beobachters mit der Begeisterung des jeden Tag neu Aufbrechenden, das Feingefühl des Naturliebhabers mit teils ironisch gebrochener sachlicher Darstellung. So macht er den Leser zum Begleiter und lässt ihn die Ängste, Nöte und Freuden der modernen Pilger miterleben.